Page 5 - Kinderbilder
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Im Alter von 4 bis 7 Jahren beginnen Kinder Bilder aus
            ihrer Vorstellung heraus zu malen. Sie entwickeln nun eine
            lebhafte Phantasie. Die Bilder bleiben aber subjektiv und
            sind noch nicht an Gegenständen der Umgebung orientiert
            und beziehen sich zumeist auf ein einziges Merkmal. Die
            Malweise ist intuitiv, so dass die Bilder noch nicht logisch
            abgearbeitet werden. In der darauffolgenden Phase, die
            sich etwa von 7 bis 12 Jahre erstreckt, nimmt die Subjek-
            tivität ab. Das logische Denken dominiert zunehmend die
            Bildgestaltung und die Bildinhalte sind nicht mehr von der
            Intuition bestimmt. Mit dem Erreichen des Alters von 12
            Jahren beginnt eine Phase formaler Operationen, Selbst-
            kritik bestimmt die Gegenstands-Darstellung und die
            Meisten hören nun ganz auf zu malen. [1]

            In unserer Familie wird seit ich denken kann gezeichnet
            und gemalt. Mein Vater Gerhard Robert Labudda war
            der weitaus Begabteste von uns. Er war ein geborener
            Zeichner, der im Stil von Albrecht Dürer arbeitete und mit
            großem Geschick Tierportraits zu Papier brachte (Bild 1).
            Dazu benutzte er vor Allem Tusche, Stahlfeder und Colo-
            rierfarben. Ich selber zeichnete vom 40. bis zum 60sten
            Lebensjahr viel und gern, wenngleich mir nicht nahezu
            das Talent des Vaters gegeben war. Von meinen Kindern
            zeichneten bzw. malten alle bis auf meine Tochter Katja,
            die sich jedoch statt dessen dem Origami zugewandt hat. Viele Kinder des japanischen Teils unserer
            Familie malen mit großer Begeisterung. Meine Großcousine Misaki Yamahata beispielsweise hat mich
            zehn Jahre lang zum Geburtstag mit wunderschönen Grußbotschaften (Bild 2) erfreut und meine
                                                               Urgroßcousine Saki zeichnet das kindliche
                                                               Leben, das sie in Bäumen stattfinden lässt. So
                                                               sind in dem vorliegenden Buch über 40 Bilder
                                                               von 11 Kindern unserer Familie im Alter von 4
                                                               bis 18 Jahren abgebildet. Ich habe die Bilder
                                                               meiner Kinder, Enkel, Neffen, Cousinen und
                                                               Großcousinen sorgfältig archiviert um sie im
                                                               Alter von 80 Jahren als Buch herauszugeben.
                                                               Dies liegt nun vor Ihnen und meine Frau Yuko
                                                               und ich hoffen sehr, dass Sie die gleiche Freu-
                                                               de haben wie wir, wenn Sie sich versenken in
                                                               die faszinierende Welt der kindlichen Formen
                                                               und Farben.
                                                               Win Labuda, Travemünde, im Dezember 2018

                                                               [1] Blank-Mathieu, Margarete „Was eine Kin-
                                                               derzeichnung verrät“

                                                                                                         5
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