Page 7 - Win Labuda Bildermacher
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wiederkehrenden Motivs bei ihm hervorgerufen habe. Anhand
des zentralen Motivs Heuschober gelang es ihm jedoch, die
einzelnen Bilder als ein Ensemble zu begreifen: „Sie erfüllten
ihre volle Bedeutung erst durch den Vergleich und die Abfolge
innerhalb der ganzen Serie.“ Auf die Heuschober-Serie folgten
noch weitere serielle Arbeiten wie die Pappel- und die Kathe-
dralen- Serie. Besonders die Letztgenannte zog viel Aufmerk-
samkeit auf sich.
Georges Clemenceaus Äußerungen in dem Aufsatz La Justice
wurde dabei prophetische Bedeutung beigemessen. In dem
Kapitel Revolution des Cathedrales postuliert er die Serie als
eine Hymne an die materielle Existenz. Die Bedeutung der
Kathedrale lag seiner Meinung nach darin, dass sie ein Zent-
ralpunkt war, an dem der Maler die seriellen Veränderungen
festmachen konnte, „die fortwährende Entfaltung des Lichts in
der Zeit.“ Parallel zu dieser Erkenntnis stellen die Kinemato-
grafie und die Fotografie aus der gleichen Zeit die technische
Möglichkeiten dar, den Moment innerhalb der Dauer eines
Augenblicks einzufangen.
Über das Serielle in der Kunst Die Anfänge sind, wie schon erwähnt, bei Monet zu finden.
Ein wesentlicher Beitrag zum Seriellen ist die Entwicklung der
Vervielfältigungsmechanismen.
Die Serie ist eine der Ausdrucksformen der modernen Kunst.
Die Strukturgesetze des klassischen Konstruktivismus gingen
von der zyklischen Variation Monet‘s aus, dem dialektischen
Ineinandergreifen von Wiederholung und Abwandlung, Gleich-
förmigkeit und Veränderung. Diese Grundmotive wurden von
den Konstruktivisten formalisiert und von den Wahrnehmungs-
anlässen abgehoben:
• Bestimmte Grundmuster erfüllen nun die Funktion
von Konstanten, bestimmte Elementarzeichen die von
Variablen. Bei Mondrian z. B. ist das rechtwinklige
Raster die Konstante, die tatsächlich gemalten Balken
und Farbfelder sind die Variablen.
• Ignaz Die Bilder werden zu Phasen von Variationsket-
ten. Nach der Theorie von Werner Hofmann, reicht
das Serielle in die „ars combinatoria“ des Mittelalters
zurück.
• Ignaz Eine andere Denkwurzel ist das geomet-
rische Systemdenken, das sich weltschöpferisch
versteht (Beispiel ist Ph. O. Runges „Erste Figur der
Schöpfung“).
• Ignaz Das vorläufige Ende ist die Computergrafik
Abb. 3 Zeitskala 3, 1998, Holzschnitt (Beispiel ist G. Nees).
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