Win Labuda Forscher, Unternehmer, Künstler - page 4

12 - 2. LRTS - Lübecker Reinraumtech-
nisches Symposium im Jahre 2002
13 - Formatier- und Legestation mit
automatischer Tuchablage und
Laser-Formatierung
großen Anwender von Präzisions-Reinigungstüchern. Labuda richtete in
den Jahren 2000 und 2002 zusammen mit seiner Frau Yuko das deutsch-
sprachige LRTS -Lübecker Reintechnisches Symposium (12) aus, wozu
das Ehepaar die renommiertesten Experten Deutschlands einlud und das
gesamte Symposium aus privaten Mitteln finanzierte.
Etwa bei Beginn des neuen Jahrtausends hatteWin Labuda eine Idee für
den Bau einer vollautomatischen Fertigung von Präzisions-Reinigungstü-
chern aus Polyester-Gestricken. Ihm schwebte eine Anlage vor, in der alle
Prozess-Stufen der Fertigung solcher Tücher automatisch abliefen. Im
Eingangsbereich der Anlage sollte lediglich eine Materialrolle Polyester-
Gestricke eingelegt werden und am Ende derselben sollten sauber gesta-
pelte, mehrfach dekontaminierte, mit dem Laser formatierte Gestricke-
Tücher-Stapel herauskommen. Der Bau dieser Anlage gestaltete sich
schwierig. Von der Idee bis zum Anfahren der Anlage wurde das Konzept
derWasch- und Spülautomatik durch Labudas Mitarbeiter mehrfach
verändert und es vergingen sieben Jahre so dass die Kosten für Bau- und
Planungsarbeiten nicht unerheblich wuchsen. Im Jahre 2007 jedoch
konnte Labuda die Anlage (13) nicht ohne Stolz einem amerikanischen
Wettbewerber demonstrieren. Er musste nicht einmal einen schnellen
Nachbau befürchten, denn das für einen Nachbau notwendige, detail-
lierte know-how ist so groß, dass kurzfristiges Kopieren nicht infrage
kam. Daraufhin erhielt Labuda die Einladung, eine zeitlang als Berater in
den USA zu arbeiten um dort ähnlich hocheffiziente Fertigungsstraßen
für Gestricketücher der Reintechnik zu planen. Indes, er hatte für die
Zukunft bereits andere Pläne.
Nach Erreichen des 65. Lebensjahres hatte Labuda die allgemeine
Geschäftsführung der Clear & Clean -Werk für Reintechnik GmbH an
seine Frau Yuko übergeben, welche bis heute für den operativen Teil des
Unternehmens zuständig ist.
Das Jahr 2005 brachte neuenWind in Labudas Leben. Die Infineon-
Gruppe, bisher größter Abnehmer von Clear & Clean – Produkten, hatte
einen neuen zentralen Einkaufschef bekommen. Der bewirkte eine
Entmachtung der Techniker bei der Produktauswahl von Fertigungshilfs-
mitteln. Es kam dazu, dass sich die Reinraum-Beauftragten, Labudas
bisherige technologische Fürsprecher im Infineon-Konzern, zu schwach
zeigten, um dem neuen Konzept des Einkaufs ein Eigenes entgegenzu-
setzen. Selbst eine Diskussion dieser Themen wurde nicht angestrebt.
Labuda hatte sich stets für eine Prozesskosten-orientierte Produktbewer-
tung eingesetzt und nun diktierte allein der Einkaufspreis das
Geschehen, ohne dass die Effizienz der unterschiedlichen Reinigungs-
Produkte überhaupt berücksichtigt wurde. Die Labudas ahnten, dass sich
hier ein Lopez-Phänomen, das zuvor schon viele Zulieferer des VW-
Konzerns in die existentielle Enge getrieben hatte, wiederholen würde
und stellten Infineon anheim, die Geschäftsbeziehungen zu beenden.
Diese Episode war fürWin Labuda eine der großen Enttäuschungen
seines Lebens. Er, der ein halbes Leben lang daran gearbeitet hatte, die
Parameter der Gebrauchsgüte der Verbrauchsprodukte des Reinen Arbei-
tens zu erforschen und zu spezifizieren, musste zusehen, wie im Ernstfall
das gesammelteWissen von seinen Kollegen in der Industrie nicht
einmal abgerufen oder gar diskutiert wurde. Indes, die neue Einkaufs-
Strategie bewirkte im Rückblick keine Verbesserung der Situation bei Infi-
neon. Im Gegenteil; die Verluste stiegen in ungeahnte Dimensionen. Der
Vorstandsvorsitzende bat um seine Entlassung.
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