Page 113 - Win Labuda Bildermacher
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den Zeiss-Objektiven der Hasselblad in nichts nachstehen. Das
Format 6 x 7 kommt meinen Vorstellungen von der idealen
Bildproportion für viele Motive sehr entgegen. Bei 15facher
Vergrößerung ergibt sich dann ein Bildformat von 90 x 105 cm.
Das scheint mir ausreichend, selbst wenn man die Wände des
MoMA in New York füllen wollte. Leider lässt sich die Mamiya
als Sucher-Kamera im Tele-Bereich nur bis zu max 150 bzw.
210 mm Brennweite einsetzen. Für echte Tele-Aufnahmen
benutze ich daher gerne auch die Hasselblad mit den Objekti-
ven von 350 und 500 mm Brennweite.
Seit einigen Jahren habe ich gelegentlich auch mit der
6 x 12 Noblex-Panoramakamera gearbeitet. Damit lassen
sich Dank des eingebauten Tessar-Objektivs Aufnahmen von
phantastischer Schärfe bis zu den Bildrändern hin machen.
Abgesehen davon, dass man bei der Arbeit mit dieser Kamera
Unmengen von Batterien verbraucht, konnte ich mich mit dem
Format bisher jedoch noch nicht so recht befreunden, weil das
Ungewohnte des Formats oftmals die Bildinhalte dominiert.
Einen technischen Aspekt meiner fotografischen Arbeit will ich
nicht vergessen zu erwähnen, wenngleich er mehr die Auf-
nahme- als die Kameratechnik betrifft: Seit Beginn der 80er
Jahre gehört mein Interesse u.a. der Aufnahme von Skulp-
turen der klassischen Moderne. In diesem Zusammenhang
beschäftige ich mich gerne mit den Arbeiten von Auguste
Rodin, Wilhelm Lehmbruck, Georg Kolbe, Aristide Maillol und
von den Moderneren auch Alberto Giaccometti und Marino
Marini. Skulpturen zu fotografieren, so sagen Manche, sei
Abb. 1 Mein erstes Portrait: Eckhardt Machens, aufgenom- lediglich das Abbilden bereits vorhandener Kunstobjekte. Das
men 1956 mit der Kodak-Retina IIIc
kann so sein, muss es aber nicht. Große Bildhauer wie Rodin
und Giaccometti schätzten die fotografische Interpretation
ihrer Werke über alles. Rodin hatte mehrere Hausfotogra-
fen, u.a. Alfred Stieglitz und von Giaccometti gibt es zu dem
Thema sogar einen sehr berührenden Brief an seinen Fotogra-
fen Matter.
Während solcher experimenteller Aufnahmen arbeite ich
meistens mit Zeiten von 0,2 … 0,5 s und bewege mich mit
der Kamera während der Belichtung vom Objekt hinweg, so
dass ein Bild mit verwischten Strukturen entsteht, welches
dann zumeist die Grundzüge der Skulptur noch erkennen
lässt, ihr jedoch einen Anschein von Bewegung verleiht. Nur
sehr wenige dieser Aufnahmen entsprechen sofort meiner
Vorstellung und so sollte ich für diese Aufnahmen eigentlich
eine meiner Canon-Digitalkameras benutzen, bei der ich das
entstandene Bild sofort nach der Aufnahme betrachten und
ggf. löschen kann. Aus mir selbst unerklärlichen Gründen
greife ich bisher jedoch bei dieser Art Aufnahmen gerne zum
Schwarzweiss-Film.
Bereits seit der Jahrtausendwende zeichnete sich bei mir ein
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