Page 112 - Win Labuda Bildermacher
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Vorwort Wenn ich, wie ich es meine Gewohnheit ist, spät zu Bett gehe
und dann noch zwanzig Minuten lang eines der vielen Foto-
bücher betrachte, die sich bei uns angesammelt haben, dann
möchte ich manchmal gerne auch etwas über die Fotografen
erfahren, deren Bilder mich interessiert haben – vor allem
auch über ihre Kameras, die Filme und Entwickler, welche
sie benutzen oder welche Inkjet-Drucker und Papiere sie
bevorzugen. Anders gesagt: Mich interessieren nicht nur die
oftmals beeindruckenden Bildwerke sondern gleichermaßen
die Technik, mit deren Hilfe sie entstanden sind. Es ist eben
eine Faszination um die Kameras, diese Gebilde aus Glas
und Chrom oder tiefem schwarz. Das ist die Faszination des
Sammlers für sein Objekt des Begehrens. Und so entwachsen
sie denn ihrer Existenz als seelenloser Apparat und werden
in unserem Innern zur kultischen, ja zur geliebten Skulptur.
In dem vorliegenden Aufsatz schreibe ich für diejenigen, die
meine Bilder mögen und sich gleichermaßen für die Technik
interessieren, welche meine fotografische Arbeit in den ver-
gangenen fünf Jahrzehnten begleitet hat.
Das Analogzeitalter Von 1956 bis zum Jahre 2005 arbeitete ich zumeist mit den
jeweils modernsten analogen Kleinbild-Kameras und dabei
benutzte ich haupt-sächlich den FP4-Film von Ilford mit Per-
ceptol-Entwicklung, den Agfapan 100 mit Rodinal-Entwicklung
oder im Color-Bereich später dann den Velvia-Film von Fuji.
Gelegentlich habe ich jedoch auch mit meinen Mittelformat-
Kameras gearbeitet. Das Großformat 4 x 5“ war mir für meine
Arbeitsweise zu langsam und zu schwer, obwohl ich ande-
rerseits die wunderbare Bildschärfe schätze, welche ich mit
meiner Wista 4 x 5“ oder der Sinar-Handy hervorbringe. Heute
haben meine Großformat-Kameras eher einen Ehrenplatz im
Studio-Regal. Die sorgfältige Wahl eines für das betreffende
Motiv geeigneten Objektivs war mir stets eine grundlegende
Voraussetzung für das Gelingen guter Fotografien. Allgemein
betrachtet gibt es in meiner Objektivsammlung gute und sehr
gute Objektive. Darüber hinaus gibt es jedoch noch einige
wenige Objektive, die der Fotograf Herbert Jäger, mein Freund
im fotografischen Geiste, dem ich viele wertvolle Hinweise zur
Verbesserung meiner Technik verdanke, als „göttlich“ einge-
stuft hat. Zu diesen gehören beispielsweise das Planar 1:2,8
der zweiäugigen Rolleiflex 6x6, das 1:1,2 – 80 mm Apochro-
mat-Objektiv der alten Canon FD-Serie, das 55 mm Micro-
Nikkor, das 120 mm Hasselblad-Objektiv und nicht zuletzt
natürlich das 38mm Biogon an der Hasselblad SWC.
Als Standard-Kamera des Mittelformats benutzte ich auf
unseren Reisen vor dem Jahr 2000 viele Jahre lang zunächst
die Asahi Pentax 6 x 7 und danach die leichtere Mamiya 7-II,
eine außergewöhnlich gute 6 x 7 Kamera mit Blenden- und
Zeitautomatik, die sich besonders für die Landschaftsfotografie
Abb. 1 Der Autor im Jahre 1978 auf einer Fototour in eignet. Ihre Objektive sind von erlesener Qualität, so dass sie
Amerika
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