Page 107 - Win Labuda Bildermacher
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• Thomas Struth
*1954, bekannter deutscher Fotograf. Richter-Schüler 1973-
1976 (Malerei) und Becher-Schüler 1976-1980 (Fotografie).
1993-1996 Professor für Fotografie in Karlsruhe.
Konzept: breit gefächertes, umfangreiches Werk zum Thema
ausgewählte Umfelder des Menschen, im Wesentlichen
bestehend aus Straßenarchitekturen, Menschen im Innen-
und Aussenraum, Innenansichten von Museen und als “Para-
diesbilder“ bezeichnete Waldlandschaften.
C-Prints in Formaten bis ca 2,5 m Breite, sehr kleine
Auflagen.
• Jeff Wall
*1946, kanadischer Fotograf von internationaler Bedeutung
Konzept: Walls oftmals narrative Bildinhalte sind der Realität
teilweise mit Hilfe von Darstellern nachgestellte Alltagssze-
nen. Die Bildwerke stehen solitär ohne Einbindung in Werks-
gruppen oder Serien.
Die Nähe zur Malerei wird durch die Präsentation seiner
fotografischen Werke mittels großformatiger Leuchtkästen
gesucht. Geistige Nähe zu Eggleston und Ruff. Bezug der
Bildinhalte auf bekannte Skulpturen, Gemälde oder Romane.
Eine erweiterte Sicht Die Fotografie versucht sich erst seit relativ kurzer Zeit in
die etablierten bildnerischen Künste wie Grafik, Malerei und
Skulptur einzufügen und mit einem durchschnittlichen Anteil
von 15% aller Bildwerke auf den großen Kunstmessen ist
sie trotz aller Beteuerungen dort noch keinesfalls für alle
Zeiten etabliert. Das erklärt sich dadurch, dass die Bewertung
von Fotokunst in unserer Zeit der Minimal- und Concept-Art
schwerer geworden ist, weil wir uns in unserer Kunsterwartung
immer weiter vom Ikonenwerk entfernen.
Urs Stahel, Kurator am Fotomuseum in Winterthur hat im
Rahmen eines Interviews die Frage: Woran erkennen Sie ein
herausragendes fotogra-fisches Werk? wie folgt beantwortet:
„Mit dieser Art der Beschreibung von Qualität zielen wir an
einer wesentlichen Art der Gegenwartskunst vorbei. Diese
Beschreibung konzentriert sich auf das einzelne Werk, sucht
die Qualität nur innerhalb des vor uns liegenden, vor uns
hängenden Werkes. Sie spricht unausgesprochen vom „Meis-
terwerk“ und verkennt, dass sich seit den 60er Jahren die
Qualität einer künstlerischen Intervention sehr stark vom
Einzelwerk entfernt hat und sich anders manifestiert: in einer
Reihe, einer Serie von Werken, in einer Haltung, einer inhalt-
lichen Auseinandersetzung, in einem statement, Kommentar,
einer visuellen Stellungnahme. Dabei bemisst sich Qualität
nicht mehr am „Werk“ im herkömmlichen Sinne, nicht mehr
nur an der hardware, sondern auch an der software, an der
Intervention, die der Künstler, der Fotograf, in unserem
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