Page 163 - Win Labuda Bildermacher

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat es sich gezeigt: Die
Zusammenfassung und Ausblick
Preise für Fotokunst sind deutlich gestiegen und unterscheiden
sich heute für bekannte Fotografen (Gursky, Sherman, Prince,
Ruff, Becher etc.) nicht mehr deutlich von denen für Gemälde.
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Zehnte These: Fotografische Werke sind klassifizierbar.
Will man eine Klassifizierung von Fotografien mit künstleri-
schem Anspruch versuchen, so könnte diese aussehen, wie
nachstehend aufgeführt.
A - Fotokunst - Fotografie mit emotionaler Wirkung
Fotografien, die uns existentiell berühren oder in uns Emotio-
nen evozieren. Beispiele: Robert Capa: fallender Soldat. Henri
Cartier-Bresson: Junge mit Krücken beim Spiel mit Anderen.
Walter Schels: Sterbende, vor und nach Eintreten des Todes.
Eugene Smith: Minamata-Krankheit, Tierversuche. Nobuyoshi
Araki: erotische Fesselungen.
B - Fotografie der geistigen Orientierung
Fotografien, welche auf uns durch die Mobilisierung unserer
Gedanken und unseres ästhetischen Empfindens wirken. Bei-
spiele: Karl Bloßfeld: Pflanzen, Henri Cartier-Bresson: Sprin-
gender Mann, Hervé: Architekturen, Herbert List: Santorin,
Thomas Ruff: Nachtbilder, Sternenhimmel
C - Fotografie des Wiedererkennens und der Dekoration
Fotografien, welche ihre Wirkung auf uns z. B. durch eine
vordergründig interessante Struktur der abgebildeten Gegen-
stände, durch Reihungen, Lichtreflexe- und drastische Farb-
wechsel entfalten, alle Art von Mode- und der größte Teil der
Prominenten-Fotografie so wie die meisten Fotografien, welche
wesentlich der erfreulichen Erinnerung an nahe stehende Men-
schen dienen.
Beim Durchblättern zusammenfassender Bücher über Foto-
kunst unserer Zeit fällt die Beliebigkeit eines Teils der abgebil-
deten Werke auf. Zumindest aber stellt sich die Frage, warum
manche der abgebildeten Fotografien zur Gattung Fotokunst
gehören soll oder als veröffentlichungswürdig angesehen
wird. Zu gering ist die geistig-emotionale Strahlkraft, die Aura
vieler Arbeiten, um sich in der Erinnerung des Betrachters zu
verankern und unübersehbar groß ist das Angebot einander
ähnlicher Werke.
Das Erkennen von bildender Kunst ist ein Brücke bildendes
Ereignis zwischen Künstler und Betrachter. Dazu kommt es
naturgemäß nicht immer. Der Ursprung des Kunst-Schaffens
entzieht sich weitgehend der Analyse genau wie der des
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