Page 71 - Win Labuda Bildermacher
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viele derselben abstrahierte Menschenstudien, wie es ins-
                                                       besondere in der Zeichnung Abb. 2 sehr deutlich wird. Für
                                                       Manchen mögen die Formen der Zeichnungen reine Abstrak-
                                                       tion sein, für mich sind sie stets Abbild unserer Welt. Ich
                                                       verstehe die Zeichnung als eine Familie, die im Diskurs steht.
                                                       Ob mit Worten oder schweigend, die Figuren kommunizieren
                                                       miteinander und drücken eine unmissverständliche Zusam-
                                                       mengehörigkeit aus. Dieses Miteinander findet sich wieder
                                                       in manchen der Menschenfotografien, so bei den Kindern
                                                       während des venezianischen Karnevals oder bei dem alten
                                                       Mann und dem Kind am Meer. Die Verbundenheit der jewei-
                                                       ligen Protagonisten ist fühlbar, sie sind in einem glücklichen
                                                       Moment eingefangen, einem Moment des menschlichen Mitein-
                                                       anders, der unzerstörbar erscheint.

                                                       Die fotografische Bilderserie „Heimat der Götter“ widmet
                                                       sich den Monumenten der Megalith-Kultur. Es handelt sich
                                                       hierbei um Monumente, in der Frühgeschichte von Men-
                                                       schen Hand errichtet, deren ursprüngliche Sinngebung bis
                                                       heute nicht vollends erforscht ist. Die Faszination, die noch
                                                       heute von den Urzeit-Steinen ausgeht ist, so meine ich, auf
                                                       mehrere Umstände zurückzuführen: Es sind wohl die Orte
                                                       fernab jeder menschlichen Siedlungstätigkeit, an denen sie
                                                       errichtet wurden, die großen Anstrengungen die dafür unter-
                                                       nommen wurden und nicht zuletzt die oftmals majestätische
                                                       Verbindung zu Himmel und Landschaft, die sie herausfordern.
                                                       Die Auswahl, die mein Vater bei seinen Fotografien traf, ist
                                                       bedeutsam. Sind es doch selten einzelne Steine die wir sehen,
                                                       sondern zumeist Steinformationen aus zwei oder mehreren
                                                       Monolithen. Also ist auch hier der Fokus auf das Miteinander
                                                       und das Widerstreiten der Kräfte gerichtet. Der Fokus dieser
                                                       Bilder ist die Energie, welche die Steine miteinander verbindet
                                                       mehr als der Stein an sich.

                                                       Im Vergleich mit den Zeichnungen sehen wir nun erneut eine
                                                       Parallele. Wir finden zum einen mehrere ähnliche Formen im
                                                       Interesse eines Zieles vereint, so zumindest interpretiere ich



















           Abb. 14 Kilclooney-Dolmen III, 2002, FM 020   Abb. 14 Bild 03 aus „Nachtmahl“,  Abb. 14 Kilclooney-Dolmen I, 2002, FM 003 aus
           aus der Serie „Heimat der Götter“  Filzstift-Zeichnung, 2007  der Serie „Heimat der Götter“

                                                                                                         71
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