Page 67 - Win Labuda Bildermacher
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1. dem Fotografen und Zeichner Henri Cartier Bresson,
                                                       2. dem Bildhauer und Zeichner Eduardo Chillida,
                                                       3. dem Maler und Bildhauer Ellsworth Kelly und
                                                       4. dem Zeichner und Fotografen Win Labuda, meinem Vater

           Henri Cartier Bresson                       Henri Cartier Bresson (1908-2004) gehört wohl zu den
                                                       bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Berühmt
                                                       wurde er für die seine Fotografien des „instant decisif“, des
                                                       entscheidenden Augenblicks. Geleitet von einer inneren Uhr
                                                       für den entscheidenden Moment vermochte er beispielsweise
                                                       die letzten Lebenstage von Mahatma Gandhi, den Übergang
                                                       des Kuomintang Regimes zu der kommunistischen Herrschaft
                                                       in China oder die Tage nach der Befreiung Indonesiens von der
                                                       holländischen Kolonialherrschaft zu dokumentieren. Weltbe-
                                                       rühmt wurde er hingegen nicht so sehr durch die entschei-
                                                       denden politischen Ereignisse, die er begleitete, sondern eher
                                                       durch das Festhalten unbewusster Momente des menschli-
                                                       chen Lebens, in denen Schönheit, Ruhe und Lebendigkeit auf
                                                       unvergessliche Weise zum Bild werden. Begonnen hat Cartier-
                                                       Bresson seine künstlerische Laufbahn nicht mit der Fotografie
                                                       sondern mit Malerei und Zeichnung, einer Leidenschaft, die ihn
                                                       Zeit seines Lebens begleitete und der er sich zum Ende seines
                                                       Lebens wieder intensiv zu kehrte.
                                                       Sein Werk erscheint nach dem Studium seiner Zeichnungen
                                                       in einem neuen Licht, begreift man doch die zeichnerische
                                                       Dimension, die seinen vermeintlichen Schnappschüssen
                                                       zugrunde liegt. Die Augenblicksfotografie wird in Anbetracht
                                                       seiner Zeichnungen zu einem komponierten Bild, in dem
                                                       Gewicht und Gegengewicht, Licht und Schatten, Zentrum und
                                                       Umgebung mit einem untrüglichen Auge für Harmonie und
                                                       Spannung eingesetzt werden. Seine Zeichnungen sind dennoch
                                                       keine fotografisch oder genauer gesagt realistisch akribisch
                                                       genauen Abbilder eines ausgewählten Motivs. Sie sind viel-
                                                       mehr mit sichtbarer Schnelligkeit hingeworfen, bemüht auch
                                                       und schon hier einen Augenblick einzufangen, eine Stimmung
                                                       genau wieder zu geben, dem Moment auf den Grund zu
                                                       gehen. So sehen wir in der Gegenüberstellung von Zeichnung
                                                       und Fotografie wie sehr Cartier-Bresson im Medium Fotografie
                                                       der Zeichnung verpflichtet bleibt, wie sehr ihm das malerische
                                                       Sehen zu eigen ist und erst Malerei und Zeichnung es ihm
                                                       ermöglichten Fotografien zu schaffen, die epochale Wirkung
                                                       zeitigten.

           Eduardo Chillida                            Eduardo Chillida (1924 - 2002) studierte in den 40er Jahren
                                                       Architektur, doch nach vier Jahren verließ er die Hörsäle und
                                                       wandte sich vollends der Bildhauerei zu. Sein künstlerisches
                                                       Werk begann mit der Bearbeitung von Stein und Holz. In den
                                                       50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wandte er sich
                                                       dann, inspiriert durch seinen Landsmann Julio Gonzalez, der
                                                       Eisenplastik zu. Er versuchte sich aber auch in der Holzplas-
                                                       tik und anderen Medien, in denen er seine raumgreifenden


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