Page 61 - Win Labuda Bildermacher
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schweren Kamera-Ausrüstung mit sich bringt. So benutzte ich
                                                       meistens entweder meine Canon- oder Hasselblad-Kameras.
                                                       Am Ende habe ich mit der kompletten Mamiya 7.2-Ausrüstung
                                                       (6x7) einen erträglichen Kompromiss gefunden. Meine Drucke,
                                                       welche von den Dias dieser Kamera stammen, erreichen,
                                                       im Hybrid-Verfahren reproduziert und mit einem modernen
                                                       8-Farben-Pigmentdrucker in Spitzen-Qualität gedruckt, die
                                                       Größe von 130 x 111 cm. Dieses Maß halte ich für ausreichend
                                                       groß, um selbst heute, in der Zeit der Großformate, würdevoll
                                                       repräsentiert zu sein.

                                                       Vor etwa fünf Jahren sah ich dann das Werk des englischen
                                                       Fotografen Michael Kenna. Seine Bilder haben alle die Abmes-
                                                       sungen von ca. 20 x 20 cm und sind mit einem Passepartout
                                                       der Abmessungen von etwa 40 x 50 cm versehen. Ich ließ
                                                       meine Aufnahmen versuchsweise in diesem Format prä-
                                                       sentieren und fand heraus, dass sowohl das Groß- als auch
                                                       das Kleinformat seine Wirkung entfalten kann, je nachdem,
                                                       in welchen Raum und an welcher Wand die Bilder gehängt
                                                       werden. Der kleinere Raum verlangt nach dem kleineren Bild
                                                       und das kleinere Bild hat, wenn es gut gerahmt ist, eine wert-
                                                       vollere Anmutung als das Großbild. Das ist wie beim Schmuck
                                                       einer schönen Frau: Ein kleiner Diamant kann oftmals eine
                                                       ungleich größere Wirkung entfalten. Kennas Bilder sind glei-
                                                       chermaßen solche Diamanten im Kleinformat.

                                                       Das gewählte Format hat in erster Linie etwas mit dem Cha-
                                                       rakter, der Weisheit und auch den vornehmlich gewählten
                                                       Sujets eines Fotografen zu tun. Natürlich wirken die Menschen-
                                                       massen eines Andreas Gursky oder die Bibliotheken-Bilder von
                                                       Candida Höfer eher im Großformat als auf 20 x 20 cm, und für
                                                       die Radiolaren von Manfred Kage wirkte in normalen Räumen
                                                       ein Format von 4 x 3 m vielleicht deplaciert. Im MOMA hinge-
                                                       gen müsste man auch hier abwägen, ob nicht selbst für die
           Abb. 13 Stones of Stennes III, 2004, FM 031 aus der   Mikrofotografie das größere Format sinnstiftend sein kann.
           Serie „Heimat der Götter“                   Das kleine Format bringt es außerdem mit sich, dass sich
                                                       die Bilder, zum Beispiel bei einer Bildauswahl, leicht in die
                                                       Hand nehmen und aus der passenden Distanz innerhalb einer
                                                       Armeslänge betrachten lassen. Das ist ein ernst zu nehmen-
                                                       der Vorteil gegenüber dem großformatigen Bild, welches man
                                                       umständlich montieren muss, um es zu zeigen. Das Gros der
                                                       Sammler von Fotografien sammelt wohl eher kleinere Formate,
                                                       und so erklärt es sich, dass Michael Kenna in jedem Monat mit
                                                       seinen Bildern mindestens zwei Ausstellungen beschickt.

                                                       Abschließend würde ich sagen, je höher die einem Bild inne-
                                                       wohnende Qualität ist, desto stärker wirkt es unabhängig vom
                                                       gewählten Format. Eine erstklassige Fotografie, im kleinen
                                                       Format und sensibel gerahmt, hat eine unübertreffliche Nob-
                                                       lesse. Das große Format integriert uns in das Bildgeschehen
                                                       und wirkt auf uns in fast fühlbarer Ausstrahlung. Es findet
                                                       seinen Sinn im Rahmen der Demonstration. Eine gute Samm-
                                                       lung enthält alle Formate in bester Qualität, und, wenn der

                                                                                                         61
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