Page 81 - Win Labuda Bildermacher
P. 81
Erd- und Menschheitsgeschichte als sinn- Mein Wunsch, einen fotografischen Bilderzyklus zu schaffen,
stiftendes Konzept ist ursprünglich dem Werk von Ernst Haas [5] verpflichtet,
wenngleich ich meinem Zyklus eine andere geistige Richtung
gegeben habe. Nicht die Schöpfungs-Geschichte des Alten Tes-
taments gibt meiner imaginären „Reise zum Anfang der Zeit“
das Konzept, sondern die Entwicklungsgeschichte der Erde und
des Menschen. Dazu habe ich auf der Erdzeitachse Perioden
ausgemacht, deren jeweiliges Ende aus heutiger Sicht einen
entwicklungsgeschichtlich bedeutsamen Schritt markiert. Ich
lasse diese Rückreise mit den Bildern der Serie Menschen
heute beginnen und führe den Betrachter chronologisch über
zwei Stationen des kontemplativen Innehaltens zurück zum
Anfang der Zeit. Diese Serie zeigt symbolisch den Urzustand
des Planeten Erde, bildlich sichtbar gemacht durch die Urele-
mente Himmel, Erde und Wasser.
Fortschritt als Konkretisierung von Zeit Ich versuche in diesem Zyklus die Vermittlung von persön-
licher Weltsicht durch fotografische Bilder. Sie wollen beim
Betrachter nachempfindende Einsichten in den sinnvollen
Ablauf der Erd- und Menschheitsgeschichte bewirken. Auf
dieser Grundlage wollen sie sinnstiftender Beitrag der Fotogra-
fie zum Konzept einer „Metaphysik des Fortschritts“ sein. Das
Künstlerische an meiner Arbeit ist also nicht allein die Kom-
position ästhetisch ansprechender oder gar lehrreicher Bilder,
sondern zugleich die Vermittlung eines optimistisch ausgerich-
teten, historisch begründeten Weltbilds auf der Grundlage der
Vorstellung einer sinnvoll sich gestaltenden, vom Fortschritt
bestimmten Welt. In diesem Zusammenhang denke ich an
die Worte von Eduardo Chillida, dem spanischen Bildhauer
(1924-2002):
Abb. 12 Horizont 31, 2012, FH 097 Abb. 13 Abendklang I, 2006, FH 058
aus der Serie „Anfang der Zeit“ aus der Serie „Anfang der Zeit“
81